Ab heute läuft die Abstimmung zum „Amateur des Jahres“
von Sara Brunn
Melanie als Ausnahmetalent zu bezeichnen, wäre wohl keinesfalls vermessen. Ihr Trainer Axel Locher sieht es in jedem Fall so. Gerade einmal 15 Jahre alt war sie, da stand sie für den SC Siegelbach im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach zwischen den Pfosten.
Das Portal für Amateurfußball fussball.de sucht ab heute auf seiner Homepage und auf Facebook den besten Nicht-Profi. Familie, Schulfreunde und natürlich die Mädels vom SC Siegelbach werden jedenfalls kräftig für Melanie Bungert auf die Maus klicken, verrät sie und hofft auf weitere Unterstützung. „Wir haben einen Fan, der aus der Nähe von Saarbrücken kommt, der hat mich gefragt, ob ich da mitmachen will“, erzählt die mittlerweile 16-jährige Bungert, „dem hab’ ich das zu verdanken“. Er machte die Macher des Wettbewerbs auf die junge Torfrau aufmerksam und wenig später stand sie unter den letzten Fünf. Eigentlich könnte sie noch B-Jugend spielen, das letzte Jahr, dann stünde der Sprung in die Frauenteams an. Doch bei Bungert ging das alles viel schneller. „Peu á peu“, so lautete vor Saisonbeginn noch der Plan, den sich Trainer Locher gemeinsam mit Melanie und ihren Eltern überlegt hatte: hin und wieder in der Zweiten des SC Siegelbach Landessligaluft schnuppern und mit der B-Jugend noch einmal richtig Gas geben.
Am 23. August 2015 stand Bungert dann aber nicht mehr nur bei den II. Damen auf dem Platz, sondern hütete vor 400 Zuschauern das Tor der ersten Elf. Es war nicht irgendein Spiel. „Ich war ein bisschen nervöser als sonst, weil die eine ganz andere Spielart haben, aber nach fünf Minuten ging es eigentlich“, berichtet Bungert.
„Die“, das sind die Damen des Zweitbundesligisten Mönchengladbach. Und sie kamen nicht etwa zum Freundschaftsspiel in die Pfalz, sondern zur ersten Runde des DFB-Pokals. Die Stammtorhüterin fiel aus, auch die Torfrau der zweiten Mannschaft musste passen und so hieß es: „Melanie, DFB-Pokal“. Mit dem Weiterkommen wurde es nichts (2:4), doch Bungerts schneller Aufstieg ging weiter. In drei Monaten machte sie 21 Pflichtspiele und war dabei in sechs unterschiedlichen Wettbewerben am Ball. Seit dieser Saison ist sie in der zweiten Mannschaft Stammspielerin. Es ging eben schneller.
Bissig, schnell im Fünfmeterraum und reaktionsschnell auf der Linie, stark beim Rauslaufen und mit einer ordentlichen Portion Mut ausgestattet – Trainer Locher gerät ins Schwärmen, wenn er von seiner Torhüterin erzählt. Melanie Bungert wirft sich auch am vergangenen Mittwoch im Training in jeden Ball, macht sich lang, rutscht auf dem Hallenboden ihren Gegenspielerinnen entgegen, sichert den Ball oder lenkt ihn zumindest ins Toraus. Einfach zurückziehen und den eigenen Körper vor Blessuren schützen, das ist nicht ihre Sache.
Mit zehn Jahren kam sie zum Fußball, probierte zuvor Basketball und Karate aus. Dann reifte der Entschluss: Torfrau, das ist es! „Und Torhüter sind im Frauenfußball immer noch selten“, erzählt Locher, dass sie in Siegelbach sofort mit offenen Armen empfangen wurde. Ihre großen Vorbilder sind in den Reihen des FC Bayern München zu finden. In ihrem Zimmer hängen neben ihrer Medaillensammlung, beispielsweise für die errungene Landesligameisterschaft U14, Poster von den Münchener Helden und Fanschals.
Ihr sportliches Vorbild „steht zwar nicht im Tor“, spielt aber auch beim Rekordmeister: der flinke Flügelstürmer Arjen Robben hat es ihr angetan. Als Torhüterin hat sie Videos von Oliver Kahn studiert, „da war ich schon beeindruckt, was der gehalten hat“. Kahns Karriere endete, da dachte sie noch nicht an Fußball. Doch die Reaktionsschnelligkeit, die Zweikampfhärte, das kompromisslose Rauslaufen zeichnet beide aus: „Aber die Ausraster, die hab ich nicht – nur mal so nebenbei“, muss Bungert lachen, wenn sie über Titan Kahn spricht.
Bungert ist ruhig, konzentriert, strahlt zwischen dem kleinen Hallentor Ruhe und Gelassenheit aus, ist jederzeit für ihre Mannschaftskameraden auch mit dem Fuß anspielbar. Rollt der Angriff in Richtung des gegnerischen Tors, stemmt sie ihre in blauen Handschuhen steckenden Hände in die Hüften und verfolgt den Spielzug. Und Tor!
Info:
Unter www.fussball.de und www.facebook.com/fussball.de/ kann ab heute Jeder für Melanie abstimmen. Am Ende winkt der Titel „Amateur des Jahres“.